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15. Dezember 2025
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15. Dezember 2025Dr. Khalil Dindarian im Gespräch mit HAUPTSTADTECHO- Teil 2
Bücher von Dr. Khalil Dindarian (Foto: Privat)
Geopolitik, Europa und Berlin im Zeitalter globaler Systemveränderungen -Vorspann / Einordnung
Während die USA mit der National Security Strategy 2025 ihre Rolle in einer zunehmend unsicheren und fragmentierten Welt neu definieren, rückt auch in Europa die Frage nach Resilienz, strategischer Anpassungsfähigkeit und Entscheidungsfähigkeit unter Unsicherheit stärker in den Fokus.
Dr. Khalil Dindarian analysiert diese Entwicklungen aus der Perspektive komplexer Systeme. In seinem Buch „Unvorhergesehenes als Chance sehen – Black Swan“ (Original: Embracing the Black Swan) beschreibt er die strukturellen Treiber globaler Unsicherheit – lange bevor sie Eingang in politische Strategiepapiere fanden.

HAUPTSTADTECHO: Im ersten Interview haben wir über organisationale Resilienz gesprochen. In Ihrem Buch weiten Sie den Blick deutlich auf geopolitische und makroökonomische Systeme. Warum ist dieser Schritt notwendig?
Dr. Khalil Dindarian: „Weil organisationale Resilienz allein nicht ausreicht. Unternehmen, Verwaltungen und Institutionen agieren heute innerhalb hochvernetzter globaler Systeme. Geopolitik und Makroökonomie wirken direkt auf Energiepreise, Lieferketten, Sicherheit, Migration und technologische Entwicklung. Wer Resilienz ernst nimmt, muss diese Systemebene mitdenken.“
„Resilienz ohne Systemblick ist wie Navigation ohne Wetterkarte.“
HAUPTSTADTECHO: Im dritten Teil Ihres Buches analysieren Sie geopolitische und makroökonomische Systeme. Worin unterscheiden sie sich grundsätzlich von organisationaler Resilienz?
Dr. Khalil Dindarian: „Auf dieser Ebene sprechen wir nicht mehr über einzelne Akteure, sondern über dynamische Systeme mit vielen unabhängigen Entscheidungsträgern. Diese Systeme verändern ihr Verhalten permanent. Resilienz bedeutet hier nicht Kontrolle, sondern die Fähigkeit, mit Unsicherheit, Machtverschiebungen und strukturellen Brüchen umzugehen.“
„Resilienz bedeutet nicht, den Sturm zu stoppen, sondern Systeme so zu gestalten, dass sie unbeschadet bleiben – oder sogar gestärkt aus dem Sturm hervorgehen.“
HAUPTSTADTECHO: Sie greifen mit dem Fall der Berliner Mauer ein konkretes historisches Datum auf. Warum ist dieses Ereignis für Ihr Denken so zentral?
Dr. Khalil Dindarian: „Der Fall der Berliner Mauer markiert den Beginn eines tiefgreifenden globalen Systemwandels. Die klassische Ost-West-Logik löste sich auf, neue Akteure traten auf den Plan, wirtschaftliche und politische Abhängigkeiten veränderten sich grundlegend. Viele heutige Unsicherheiten lassen sich auf diese Zäsur zurückführen.“
„Mit dem Fall der Berliner Mauer wurde nicht nur eine Grenze geöffnet, sondern ein globales System neu verdrahtet.“
HAUPTSTADTECHO: Was hat sich seitdem strukturell verändert?
Dr. Khalil Dindarian: „Wir leben heute in einer multipolaren Welt. Neue Machtzentren sind entstanden, Allianzen sind fluider geworden. Systeme sind nicht stabiler, sondern komplexer. Das macht klassische Steuerungslogiken zunehmend wirkungslos.“
HAUPTSTADTECHO: Welche Rolle spielen dabei neue Akteure wie die BRICS-Staaten?
Dr. Khalil Dindarian: „Die BRICS-Staaten ordnen sich kontinuierlich neu und gewinnen strategisch an Bedeutung. Russland nimmt dabei eine Sonderrolle ein, weil es bestehende Macht- und Ordnungssysteme offen infrage stellt. Diese Dynamiken verändern geopolitische und makroökonomische Gleichgewichte nachhaltig.“
HAUPTSTADTECHO: Vielen Dank für das Gespräch.
Text: Volker Neef
Fotos: Privat; Volker Neef























