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Erlöserkirche in Baku

Erlöserkirche in Baku (Foto: Frank Pfuhl)

Die Mehrheit der Bevölkerung von Aserbaidschan bekennt sich zum Islam. Im Land herrscht Religionsfreiheit, daher findet man auch Gotteshäuser anderer Religionen vor.

In Baku, der Hauptstadt des Landes, befindet sich die Erlöserkirche. In der „Straße des 28 Mai“ steht sie seit 1899. Der Gemeinderat von Baku überließ der lutherischen Kirche kostenlos das ca. 6.400 Quadratmeter große Grundstück. 1896 erfolgte die Grundsteinlegung. Belegt ist, dass der Gouverneur sowie Familienangehörige der Unternehmerfamilie Nobel zugegen waren. Bei der besagten Familie handelte es sich um die Angehörigen des in Schweden lebenden Industriellen, Ölmagnaten und Stifter des Friedensnobelpreises, Alfred Nobel.

Erlöserkirche Baku, Innenbereich (Foto: Frank Pfuhl)

Bei der Einweihung 1899, so ist es ebenfalls durch historische Dokumente belegt, waren im Gotteshaus und im Vorgarten über 1.000 Gäste anzutreffen.

Diktator Stalin wollte weder Religionen noch Gotteshäuser in seinem kommunistischen Reich. Schon sein Vorgänger Lenin prägte den Satz: „Religion ist Opium für das Volk“. Per Dekret hörte die Evangelische Gemeinde in Baku 1936 auf, zu existieren. Stalin ließ im November 1937 den Pastor der Erlöserkirche und mindestens 7 Gemeindemitglieder vor einem Erschießungskommando antreten. Die 8 evangelischen Personen wurden ermordet. Die genaue Zahl der evangelischen Opfer lässt sich nicht mehr ermitteln. Die willfährigen Helfer des Diktators Stalin hatten weitere Gemeindemitglieder verhaftet. Ihre Familien sahen diese Menschen nie wieder. Vielleicht kamen sie in einem Gulag um oder wurden bei Kriegsbeginn 1941 in der Uniform der Roten Armee an die erste Front versetzt. Ihr Schicksal ist bis heute unbekannt. In der Zeit der gesamten Sowjetunion nutzte man das Kirchengebäude für alles Mögliche, sei es ein Geschäft, sei es ein Lagerhaus. Nur als Gotteshaus diente es nicht. Dieses Schicksal teilten in der Sowjetunion fast alle Gotteshäuser, also Kirchen, Moscheen und Synagogen.

Orgel der Erlöserkirche (Foto: Frank Pfuhl)

Im Frühjahr 1990 hörte man erstmals seit über einem halben Jahrhundert Stillstand wieder die Kirchenorgel. Die Regierung Aserbaidschans veranstaltete 1996 in der Erlöserkirche einen Gedenkabend zu Ehren der Familie Nobel.

Die Regierung Aserbaidschans widmete sich auch der Restaurierung des Gotteshauses. Von 2001 bis 2010 gab es sehr umfangreiche Renovierungsarbeiten. Während dieser Phase fanden keine Gottesdienste in der Erlöserkirche statt.

Heute zeichnet die Kirche sich durch eine Besonderheit aus! Das Gebäude ist eine Konzerthalle und zugleich Gotteshaus. Das Ministerium für Kultur betreut die Konzerthalle. Die Evangelische Gemeinde Baku trifft sich sonntags zum Gottesdienst in der Erlöserkirche. Bis zu 360 Gläubige finden dort Platz. Es finden an manchen Sonntagen mehrere Gottesdienste statt. Das ist damit begründet, dass die Gottesdienste in unterschiedlichen Sprachen wie z. B. aserbaidschanisch, russisch, türkisch, deutsch, englisch und französisch abgehalten werden. Es kann auch sonntags vorkommen, es findet nur ein Gottesdienst statt. Dann wird der Gottesdienst von Dolmetschern per Kopfhörern in andere Sprachen übersetzt.

Erlöserkirche Baku, Haupteingang (Foto: Frank Pfuhl)

Die Partnerkirche dieser Evangelisch-Lutherischen Kirche in Baku ist in Deutschland die Evangelische Landeskirche Württemberg mit Sitz in Stuttgart. Die Zahl der evangelischen Christen in Aserbaidschan ist sehr überschaubar heutzutage. Es bleibt festzuhalten, wer sich zu dieser Religionsgemeinschaft hingezogen fühlt (oder einer anderen christlichen Religion) kann seinem Herz in Aserbaidschan freien Lauf lassen. Es herrscht Religionsfreiheit vor.

Text: Volker Neef

Foto: Frank Pfuhl