Christoph Meyer (FDP): „Berlin braucht wieder eine Willkommenskultur für privates Kapital“
2. Oktober 2025
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Unter den Linden: Die Visitenkarte Berlins zur Chefsache machen

Unter den Linden (Foto: Frank Pfuhl)

13. Historischer Salon der Gesellschaft Historisches Berlin

Wie kann man der wohl berühmtesten Straße Berlins, dem Boulevard „Unter den Linden“ in Berlin-Mitte, wieder etwas von ihrer früheren Pracht zurückgeben, sie wieder in einen würdigen, ihrer Bedeutung für Berlin angemessenen Zustand bringen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des 13., gut besuchten Historischen Salons der Gesellschaft Historisches Berlin (GHB).

Als Impulsgeber zur Verfügung standen Erwin Seitz, Journalist und Autor, der sich in seinem Buch „Unter den Linden- Biografie eines Boulevards“ vertiefte Gedanken zu Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Boulevards gemacht hat, sowie Lucas Schaal (CDU), direkt gewählter Abgeordneter für Berlin-Mitte im Berliner Abgeordnetenhaus.

Seitz blickte zunächst zurück auf die Entwicklung der 1647 vom Großen Kurfürsten aus einem Reitweg angelegten „Linden- und Nussbaumallee“ hin zum prächtigen Boulevard mit Bank- und Kaufhäusern, Cafés, Restaurants und Salons mit ihrer vor allem an Spätklassizismus und Frühbarock orientierten Architektur. An dieser erstklassigen Architektur, gemischt mit hochwertiger zeitgenössischer Architektur mangele es heute im gesamten Abschnitt zwischen Charlottenstraße und Brandenburger Tor. Selbst die Rekonstruktion des Hotel Adlon knüpfe nur unzureichend an das Original an. Seitz schlug vor, sich bei der Fassadengestaltung ein Vorbild insbesondere an Karl-Friedrich Schinkel zu nehmen und damit u.a. die Gleichförmigkeit der Bundestagsbauten an den Linden aufzubrechen. Statt Bundestagsbauten brauche es mehr Geschäftshäuser. Vor allem aber brauche es eine Art Generalintendanten, der die Linden zur Chefsache mache und die Visitenkarte Berlins wieder zum Strahlen bringe.

Lucas Schaal (Foto: Frank Pfuhl)



Lucas Schaal verwies auf die politischen, aber auch eigentumsrechtlichen und wirtschaftlichen Gesamtumstände, die die Neugestaltung des Boulevards erschwerten. Nicht zuletzt aufgrund der schlechten Flugverbindungen Berlins fehle es an „zahlender Kundschaft“, die die Existenz hochwertiger Gastronomie und Geschäfte wirtschaftlich überhaupt erst ermögliche. Es dominiere hingegen ein Tourismus, der sich mit Billigangeboten zufriedengebe. Hinzu käme eine wenig ambitionierte Verwaltung. Exemplarisch dafür: Die Neubepflanzung des Mittelstreifens, die fünf Jahre nach Vollendung der U5 nach diversen Planungen und einem europaweiten Ausschreibungsverfahren erst im Herbst 2026 beginnen und 2029 vollendet werden solle.

In der sich anschließenden lebhaften Diskussion sicherte Schaal zu, sich nicht entmutigen zu lassen und bei seiner „Herzensangelegenheit“ Unter den Linden „dran zu bleiben“. Dies gelte im Übrigen auch für die Wiederherstellung des historischen Schlossumfelds mit Schlossbrunnen und Rossebändigern.

Gerhard Hoya, Vorstandsvorsitzender der GHB, sagte: „Die GHB wird dazu mit der Politik im Gespräch bleiben. Klar ist aber auch: Kleinteilige Lösungen reichen nicht. Es bedarf einer Masterplanung, die den gesamten Boulevard Unter den Linden mit Blick auf Vorgaben für hochwertige Architektur, Einkaufs- und Gastronomieangebote und Aufenthaltsqualität in den Blick nimmt. Die Masterplanung muss zur Chefsache werden, angesiedelt am besten direkt beim Regierenden Bürgermeister.“

Weitere Informationen zur Gesellschaft Historisches Berlin e.V.:
Die Anfang der 90er Jahre gegründete Gesellschaft Historisches Berlin e.V. (GHB) setzt sich für die Erhaltung und Restaurierung historischer Bauten und Stadtviertel ein, die von besonderer Bedeutung für Berlin sind (z.B. Bauakademie, Neuer Markt). Schwerpunkt der Arbeit der GHB ist die Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses von Alt-Berlin, die Reurbanisierung der historischen Mitte und die Vermittlung von Geschichtsbewusstsein. https://www.ghb-online.de/

Text: Martina Rozok

Foto: Frank Pfuhl