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Mal „WunderBahr“ genannt, mal „SonderBahr“ genannt

Egon Bahr, Gemälde im Abgeordnetenhaus (Foto: Michael Königs)

Im Freistaat Thüringen kam Egon Karl-Heinz Bahr 1922 zur Welt. Nach dem Abitur erlernte er im Zweiten Weltkrieg in Reinickendorf den Beruf des Industriekaufmanns bei der Borsig AG.

Dann zog ihn die Luftwaffe ein und er nahm am Weltkrieg im Range eines Fahnenjunkers teil. Egon Bahr arbeitete nach dem Krieg als Journalist, zunächst bei Zeitungsredaktionen. Von 1950 an war er beim Radiosender RIAS als Leiter des Büros Bonn tätig. 1959 ernannte man ihn zum Presseattache an der Deutschen Botschaft in Accra/Ghana. Egon Bahr, der seit 1956 Mitglied der SPD war, bekleidete von 1960 bis 1966 das Amt als Leiter des Presse- und Informationsamtes des Landes Berlin und als solcher trug er den Titel „Sprecher des Regierenden Bürgermeisters, Herrn Willy Brandt“. In der Amtszeit von Willy Brandt als Bundesaußenminister von 1966 bis 1969 war Egon Bahr Sonderbotschafter und im Range eines Ministerialdirigenten Leiter des Politischen Planungsstabes. Mit der Amtszeit von Willy Brandt als Bundeskanzler 1969 suchte er die Annäherung an die DDR. Er prägte die Begriffe in der Ostpolitik „Wandel durch Annäherung“ und die „Politik der kleinen Schritte“. Als Unterhändler und Bevollmächtigter besuchte er zu dieser Zeit mehrmals Staaten des Warschauer Paktes. Mit dem Amtsantritt von Bundeskanzler Brandt 1969 ernannte ihn die Bundesregierung zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Von 1972 bis 1990 gehörte der SPD-Politiker dem Deutschen Bundestag an. Er war von 1972 bis 1974 Bundesminister für besondere Aufgaben und von 1974 bis 1976 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Egon Bahr gilt als einer der geistigen Väter der Entspannungspolitik. Daher nannte man ihn ehrfurchtsvoll „Vater (oder Architekt) der Ostverträge“. Unvergessen blieb der aufrechte Sozialdemokrat durch sein in alle Welt übertragendes Weinen! Als im Sitzungssaal der SPD-Fraktion 1974 der Rücktritt von Bundeskanzler Willy Brandt offiziell bekannt gegeben worden ist und man Helmut Schmidt als Nachfolger vorgeschlagen hatte, sah man Egon Bahr, wie er die Hände vor sein Gesicht gehalten und minutenlang geweint hatte. Für ihn war bis an sein Lebensende klar: Willy Brandt ist parteiintern von seinen Gegnern gestürzt worden. Gute Freunde sprachen über ihn dann auch immer vom „WunderBahr“. Seine ihm nicht so wohlgesinnten Parteifreunde nannten ihn hinter vorgehaltener Hand „SonderBahr“. Von 1976 bis 1981 hatte er das Amt des Bundesgeschäftsführers der SPD inne.

Das Land Berlin verlieh Egon Bahr 2002 die Ehrenbürgerwürde. Zudem war er auch Honorarprofessor in Hamburg und mit der Ehrendoktorwürde des Hochschulinstituts Zittau geehrt worden.

Er ist am 20. August 2015, heute vor 10 Jahren, in Berlin verstorben. Seine letzte Ruhestätte fand Egon Bahr auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte.

Text: Volker Neef

Foto: Michael Königs