
Die Kirche der Heiligen Maria
26. August 2025Thomas Seerig: „Es fehlt am Kernelement der Inklusion“

Thomas Seerig (Foto: Michael Königs)
Wie wir bereits berichtet hatten, fand vom 15. bis 17. August 2025 beim TC Weiß-Rot Neukölln in der Hannemannstraße 21 in 12347 Berlin-Neukölln der 2. Berliner Weiß-Rot Cup „Blinden- und Sehbehindertentennisturnier Annette Kröger Trophy“ statt. Die Resonanz in den Medien über dieses Ereignis war, um es einmal noch nett auszudrücken, sehr überschaubar.

Über die hiesige mediale Berichterstattung bei Turnieren und Wettkämpfen, wenn Mitbürger mit Handicap diese ausrichten, sprachen wir mit Thomas Seerig. Der Diplom-Kaufmann gehörte bereits von 1990 bis 1995 dem Berliner Abgeordnetenhaus an. Über die Bezirksliste Steglitz-Zehlendorf zog Thomas Seerig 2016 erneut ins Abgeordnetenhaus ein, dem er bis Herbst 2021 angehört hatte. Er ist Vorsitzender der FDP in Steglitz. Thomas Seerig gehört dem Landesvorstand der „Landesvereinigung (LV) Selbsthilfe“ an. Seine Tätigkeit versieht er dort ehrenamtlich. Er ist verheiratet und Vater eines Sohnes.
Hauptstadtecho: Alles in bester Ordnung, gerade aus den Reihen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, wenn es um die Berichterstattung im Zusammenhang „Sport und Mitbürger mit Handicap“ geht?
Thomas Seerig: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat einen Auftrag, nämlich umfassend und möglichst lebensnah zu berichten.
Gerade in Sachen „Lebenswirklichkeit von Menschen mit Behinderungen“ kommt er dieser Aufgabe bisher nur unzureichend nach.
Ein Beispiel ist das Thema „Sport und Behinderung“. Zu den Paralympics findet das Thema mal in den Medien statt. Aber stets mit dem Unterton: Toll, was diese Menschen trotz ihrer Behinderung zu leisten vermögen.
Es fehlt aber am Kernelement der Inklusion, nämlich der Selbstverständlichkeit!
Auch Menschen mit Behinderung treiben Sport nicht TROTZ einer Eigenschaft – hier einem Handicap, sondern WEGEN einer Eigenschaft, nämlich um Spaß zu haben, wegen der Geselligkeit und weil man sich danach besser fühlt und vielleicht sogar etwas fitter.
Diese Selbstverständlichkeit sollte gerade auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk vermitteln, dass Sport auch für diese Gruppe der Gesellschaft einfach ein Teil der Freizeitgestaltung ist.
Diese Normalität darf dann gerne einmal dazu führen, dass es in der Abendschau oder RBB-Aktuell einen Bericht über ein Turnier Blinden-Tennis oder eine Laufgruppe von Krebskranken gibt, wäre da doch ein guter Anfang“.
Hauptstadtecho: Vielen Dank für das Gespräch.
Text: Volker Neef
Fotos: Werner Schulze; Michael Königs