
Man rief die Republik aus
29. Oktober 2025Bakhtiyar Vahabzade – die Seele Aserbaidschans in Versen
Bakhtiyar Vahabzade, Denkmal (Foto: K. A.)
Aserbaidschan ist das Land der Dichter, Musik und Poesie. Zwischen den Bergen des Kaukasus und den Ufern des Kaspischen Meeres ist das Wort seit Jahrhunderten Träger von Geist, Gefühl und Identität. Dichtung ist dort seit jeher mehr als nur Kunst – sie ist Herzschlag und Gedächtnis der Nation. In dieser reichen Tradition nimmt Bakhtiyar Vahabzade einen besonderen Platz ein. Sein Name steht für die Kraft der Sprache, die das Herz eines Volkes widerspiegelt und zugleich universelle menschliche Werte berührt. Im Jahr 2025 feiert Aserbaidschan den 100. Geburtstag von Bakhtiyar Vahabzade, dessen Name untrennbar mit der Seele des Landes verbunden ist.

Bakhtiyar Vahabzade, Geburtshaus in Sheki (Foto: K. A.)
Er wurde 1925 in Sheki geboren, einer Stadt, die für ihre wunderschöne Architektur, die Seidenraupenzucht und das traditionelle Handwerk bekannt ist und von der UNESCO als kreative Stadt anerkannt wurde. Schon in jungen Jahren entdeckte er die Poesie als Sprache, um die Seele von Menschen und Land auszudrücken. Bakhtiyar Vahabzade war weit mehr als nur ein Volksdichter. Er war ein Philosoph, der in lyrischer Sprache schrieb. In Gedichten wie „Die Welt dreht sich“ reflektierte er über die Entstehung, den Wandel und die Gesetzmäßigkeiten des Universums. Immer wieder stellte er dabei die Menschlichkeit ins Zentrum seiner Überlegungen. Einer seiner bekanntesten Verse lautet: Ich fürchte mich, es wird die Zeit, da Menschen leben weit und breit, doch Menschlichkeit, so zart und rein, verschwindet still und bleibt allein.

Diese Worte zeugen von seinem tiefen Humanismus – einer Haltung, die seine Poesie über nationale Grenzen hinweg verständlich und aktuell macht. Neben seiner Lyrik verfasste Bakhtiyar Vahabzade zahlreiche Dramen, Essays und literarische Reflexionen. Seine Werke wurden in viele Sprachen, darunter auch Deutsch, übersetzt und haben die moderne aserbaidschanische Literatur international bekannt gemacht. Seit den 1960er-Jahren reiste er durch verschiedene Länder, darunter die Bundesrepublik Deutschland. Deutschland hinterließ bei ihm einen bleibenden Eindruck: die Schönheit der Landschaften und die Aufgeschlossenheit der Menschen. Auch seine Gedichtsammlungen wurden in verschiedenen Ländern veröffentlicht und trugen zur Popularisierung der aserbaidschanischen Literatur im deutschsprachigen Raum bei. Damit wurde er zu einem kulturellen Brückenbauer zwischen Nationen – eine Rolle, die bis heute in Lesungen, Übersetzungen und kulturellen Initiativen fortlebt.
Bakhtiyar Vahabzade gilt heute als einer der großen Klassiker der modernen aserbaidschanischen Literatur. Er verband Tradition und Moderne, Volkstümlichkeit und Philosophie un d fand eine Sprache, die Herz und Verstand zugleich berührt. 1984 erhielt Bakhtiyar Vahabzade den Titel „Volksdichter“. Er starb am 13. Februar 2009 im Alter von 84 Jahren und wurde in der Ehrenallee in Baku beigesetzt. Doch sein literarisches Erbe bleibt lebendig. Mit mehr als 40 Gedichtbänden, zahlreichen Essays und Dramen zählt er zu den produktivsten und einflussreichsten Autoren Aserbaidschans. Anlässlich seines 100. Geburtstags im Jahr 2025 wird sein Werk in Aserbaidschan und weit darüber hinaus mit Lesungen, Konzerten und kulturellen Zusammenkünften gefeiert. Diese zeigen, dass Poesie Brücken zwischen Menschen und Nationen bauen kann. Bakhtiyar Vahabzade war ein Dichter, der Worte zu Musik machte, Gedanken zu Gefühlen und den Geist Aserbaidschans in die Welt trug.

So ist die Wahrheit: Verborgen liegt in jedem Sein die Einheit, klein und fein. Ein Funke, der allein, zum Ganzen strebt, soll ewig sein. Was wir sehen, ist nur Schein, dring tief ins Innerste hinein! Im Kern, im Wesen, klar und rein, liegt Gott in uns, im Sein allein.
Text/Foto: K. A.























