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Horst Teltschik referierte im „korrespondenten.cafe“

l-r.: Ewald König, Horst Teltschik, Michael Gehler (Foto: Volker Neef)

Der aus Wien stammende Journalist Ewald König lud am 23. September ins „korrespondenten.cafe“ in Berlin-Mitte ein.

Ewald König konnte seinen internationalen Kolleginnen und Kollegen zwei hochkarätige Referenten anbieten. Das war zum einen der 1940 geborene deutsche Politiker Horst Teltschik und der Historiker Prof. Dr. Michael Gehler von der Universität Hildesheim. Horst Teltschik und Prof. Michael Gehler haben rechtzeitig zum 35. Jahrestag der Wiedervereinigung Teltschiks vollständiges Tagebuch „Die 329 Tage zur deutschen Einigung“ (1.000 Seiten!) veröffentlicht. Es beschreibt die Zeit vom 9. November 1989 (Mauerfall) bis zum 3. Oktober 1990 (Einheit) – mit allen heiklen Fragen der NATO-Zugehörigkeit des vereinten Deutschlands.

Horst Teltschik (li.) und Michael Gehler (Foto: Volker Neef)

Horst Teltschik gehörte bereits 1972 zum engsten Kreis des späteren Bundeskanzlers Dr. Helmut Kohl (CDU). Der gebürtige Pfälzer war vor seiner Zeit als Bundeskanzler (1982 bis 1998) von 1969 bis 1976 Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz. Horst Teltschik ist ausgewiesener Außenpolitiker. Er war Leiter der Außenpolitischen Abteilung im Bundeskanzleramt von 1982 bis 1990. Von 1999 bis 2008 war er Leiter der Münchener Sicherheitskonferenz. Mit viel Humor berichtete er von einer seiner ersten Begegnungen mit Helmut Kohl. Als dieser noch Ministerpräsident war, holte er Horst Teltschik in die Staatskanzlei nach Mainz. Der Neuling fragte den Ministerpräsidenten, mit welchen Staaten Rheinland-Pfalz sich austausche? Mit entwaffnender Ehrlichkeit antwortete Helmut Kohl: „Mit der Region Burgund in Frankreich. Wir haben in Mainz einen Minister für Weinbau und tauschen uns mit unseren Freunden in Burgund über den Burgunder aus“. Horst Teltschik nahm 1989/1990 an positionierter Stelle bei den Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung teil. Prof. Dr. Michael Gehler drückte es so aus: „Das ist wie bei einem Schlüsselloch. Wenn Horst Teltschik über diese spannende Zeit erzählt, bekommt man den Eindruck: Man blickt durch ein Schlüsselloch und kann das damals Geschehene leibhaftig miterleben“. Horst Teltschik konnte berichten, dass die UdSSR Ende 1989 sich in einem Existenzkampf befunden hatte. Bei den „2 plus 4 Verhandlungen“ kam auf deutscher Seite die Frage auf: „In wie weit ist die Sowjetunion in der Lage, die eigene Bevölkerung noch zu versorgen?“ Im August 1990 richteten die USA ihre Augen nach Kuwait. Der irakische Machthaber Saddam Hussain hatte mit seiner Armee Kuwait überfallen. „Die Amerikaner blickten unweigerlich nach Kuwait. Deutschland war dann für sie in der Wiedervereinigungsphase nur noch ein Nebendarsteller“.

Was kaum bekannt ist: Auch Vladimir Putin griff auf Horst Teltschik als Berater zurück! Bei seiner Rede im September 2001 im Deutschen Bundestag war es der deutsche Politiker, der an der Rede mitgefeilt hatte. Weniger Aufmerksamkeit schenkte Angela Merkel dem engen Berater von Helmut Kohl. Horst Teltschik hatte einen mehrseitigen Brief verfasst und der Bundeskanzlerin Angela Merkel (von 2005 bis 2021 im Amt) zukommen lassen. Der Inhalt enthielt Anregungen zur deutschen Außenpolitik. Dabei stand die Politik gegenüber Russland im Vordergrund. „Ein, der Stimme nach, sehr junges Mädchen, rief mich an und meldete sich aus dem Bundeskanzleramt. Frau Bundeskanzlerin habe meinen Brief mit großem Interesse gelesen. Frau Bundeskanzlerin bedankt sich für diesen Brief“. Mehr als diese Gemeinplätze kamen nicht zustande. Horst Teltschik nahm es mit dem ihm eigenen Humor. Er hatte sein bestes gegeben. Wenn die andere Seite davon keinen Gebrauch machen möchte, dann ist es halt so.

Ohne Frage, momentan haben wir unruhige Zeiten, so der ehemalige Kanzlerberater. Um Kriege zu vermeiden, müssen immer friedliche Lösungen gefunden werden. Klar ist auch, so Horst Teltschik: „Gespräche sind unverzichtbar“.

Michael Gehler (Foto: Volker Neef)

Michael Gehler ergänzte: „Diplomatie kann nur so stark sein, wie die verantwortlichen Politiker stark sind, die dahinterstehen“.

Die anwesenden Medienvertreter durften als Gäste bei Ewald König im „korrespondenten.cafe“ in Berlin-Mitte wieder einmal zwei herausragende Referenten erleben. Diesmal sogar mit dem „Blick durch das Schlüsselloch“.

Text/Foto: Volker Neef