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Anhaltender Rassismus in Deutschland-Die Morde von Hanau im Kontext

DAS DEUTSCHE VOLK von Marcin Wierzchowski Foto: © milk&water_strandfilm)

Dokumentarfilm „Das Deutsche Volk”

Wieder finden Gedenkfeiern statt, die Verbesserung und Aufklärung versprechen. Die Hinterbliebenen der Mordopfer empfindet dies vor allem als Trauerfeiertourismus. Eine Gedenkfeier wurde ohne die Teilnahme der Hinterbliebenen der Opfer von Hanau am Ort der Gräber der Getöteten geplant. Lediglich daran teilzunehmen wurden sie geladen.

Fünf Jahren zuvor tötete ein 25-jähriger in Hanau neun junge Menschen, die ihm nicht als deutsch erschienen. Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst. Es gibt den puren mörderischen Rassismus, der in Deutschland Tradition hat. Es gibt aber auch den behördlichen und polizeilichen Rassismus, der viele Formen annehmen kann.

DAS DEUTSCHE VOLK von Marcin Wierzchowski (Foto: © milk&water_strandfilm)

Marcin Wierzchowskis Dokumentarfilm „Das Deutsche Volk” fand auf der Berlinale 2025 – nicht im Wettbewerb – seine Weltpremiere. Nun kommt er ab 4. September ins Kino. Der bereits bodenkundlich als psychisch Gestörter mit verschwörungsideologischen und rechtsextremistischen Tendenzen erfasste Waffenscheininhaber und Vollstrecker der Morde in der Hanauer „Arena Bar“ nahm aktiv eine Woche vor seiner Tat Kontakt mit Polizei und Sicherheitsbehörden auf und kündigte seine Tat ebenso auf YouTube an.

Die Spuren wurden nicht verfolgt. Ein erster Untersuchungsausschuss bestätigte den 90 Minuten später eintreffenden Einsatzkräften „hervorragende Arbeit“. Die Angehörigen selbst mussten aktiv werden, um die Gründe der fatalen Versäumnisse Schritt für Schritt bloßzulegen. Dazu gehört, dass der Notausgang in der Bar zuvor durch eine polizeiliche Anordnung geschlossen worden war.

Vorbeugende Maßnahmen nach Morddrohungen in die Wege zu leiten, so heißt es inoffiziell, könne von der überforderten Polizei nicht mehr geleistet werden.

Als die Hinterbliebenen in der Stadt Hanau auf dem zentralen Marktplatz eine Erinnerungs- und Mahndenkmal errichten wollten, wurde ihr Vorschlag von den Behörden abgelehnt, mit Hinweis auf die antizipierte Bevölkerungsablehnung. Die Bevölkerung selbst wurde nie zu einer Direktabstimmung geladen. Das Denkmal wurde an einen anderen Ort verlegt.

Die Enttäuschung der Hinterbliebenen ist klar: nach einem arbeitsreichen (nicht sozial unterstützten!) Leben sind sie immer noch täglich mit dem Blick konfrontiert, der ihnen signalisiert, nicht dazuzugehören. „Das Deutsche Volk“, so der Filmtitel, hat selbst fast 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in einer nicht zu klein anzusetzenden Zahl immer noch keinen Weg gefunden, sich kulturell zu öffnen und eine Willkommenskultur zu etablieren, in der Differenzen als Chance der Selbstorientierung und der Wahrnehmung von Alternativen wahrgenommen werden könnten.

Natürlich wäre es jedoch ebenso verfehlt, durch den Term „deutsches Volk“ all die Stimmen verschwinden zu lassen, die genau diese Lebenshaltung entwickelt haben und auf unterschiedlichsten Ebenen täglich gegen den anhaltenden Rassismus ankämpfen und konkrete Hilfestellungen leisten. Von daher wäre wohl ein Filmtitel wie „Schwarzes Deutschland“ oder „Deutschtum über alles“ angemessener gewesen.

Regisseur Marcin Wierzchowski © Regisseur 

„Das Deutsche Volk“,

von Marcin Wierzchowski (Regie, Buch), Deutschland / 2025 / 132 min.

Text: Dieter Wieczorek

Fotos:  © milk&water_strandfilm; © Regisseur